Nr. 242: Es gibt nur einen Mittwoch

Nr. 242: Es gibt nur einen Mittwoch

Die wirklich lange Winterpause ist vorbei – und was haben wir Lust auf Fußball! Und auf Podcast! Man merkt uns anfangs direkt an, dass wir lange nicht mehr geredet haben, denn wir machen einen längeren Umweg über Urlaubsgeschichten aus Vietnam, Tätowierungen in Thailand und wir klären, wann genau „dieser Mittwoch“, der „nächste Mittwoch“ und die „nächste Ausfahrt“ kommen. Außerdem geht es um Zucker und ums Radfahren und ja, dann sind wir auch schon bei Rudi Völler und dem DFB. Wir erklären euch, warum der DFB uns um Rat fragen sollte und biegen dann ab in eine Diskussion um deutsche Identität, was das überhaupt ist, und ob man das mögen sollte.

Danach werfen wir einen Blick auf den französischen Fußballverband, wo der Präsident über seine Zidane-Aussagen gestolpert ist und schauen schließlich auf den Auftakt der Bundesliga: Warum starten die eigentlich so spät? Wen verpflichtet Bayern als Torwart? Wie startet die Eintracht in den Januar? Und was sagen wir eigentlich zu Davie Selke? Warum ist Axel von Ittrich genervt? Zum Schluß hören wir gemeinsam noch deutsche Trucker-Country-Musik, weil, warum nicht?

Viel Spaß!

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5 Responses

  1. Iwane Matsui sagt:

    «We are Deutschland».

    Vielleicht sollte ich gleich zu Beginn vorausschicken, dass ich von «Es gibt nur einen Mittwoch» kalt erwischt worden bin. Ich hatte nach der relativ langen Pause damit gerechnet, dass der Fokus auf Fußball liegen würde. Doch es kam anders.

    Recht unterhaltsam fand ich zu Beginn zumindest den kleinen Ausflug in die Welt der lexikalischen Semantik, als es um den (im Grunde doppelten) Anglizismus «in 2023» (lies: Zwanzig-Dreiundzwanzig) ging, wobei das dann leider insgesamt zu lang wurde, was meiner Meinung nach damit zu tun hatte, dass ich von diesen Dingen augenscheinlich mehr zu wissen scheine als drei90, was aber auch nicht unbedingt schwierig ist.

    Um zu veranschaulichen, was ich damit meine, sei auf Vincenzo Tinos Einwurf hingewiesen, dass er den Unterschied zwischen «dasselbe» und «das gleiche» nicht kenne, was auch auf David Frogier de Ponlevoy zuzutreffen scheint, der irgendwann davon sprach, dass bei einem Fußballspiel in Frankreich (?) alle Spieler in «denselben Trikots» aufgelaufen seien, woraufhin ich mir vorzustellen versuchte, wie zehn Leute mit freiem Oberkörper hintereinander in einer Reihe darauf warten, dass der einzige MItspieler, der tatsächlich ein Trikot trägt, es sich abstreift, nachdem er den Platz betreten hat, und es dem nächsten Spieler an der Seitenlinie zuwirft, damit dieser dann auch in den Genuss «desselben Trikots» kommen und aufs Feld gehen kann, da die Reihe nun an ihm ist, es sich anzuziehen, und so weiter und so fort. Kein schönes Bild.

    Und dann ging es darum, inwieweit man sich mit Deutschland «identifizieren» könne bzw. wie sehr man davon «geprägt» wurde, dass man in Deutschland aufgewachsen ist. Auffällig war hier aus meiner Sicht, wie sehr sich Bastian Roth dagegen zu sträuben schien anzuerkennen, dass sein Deutschlandbild entschieden davon geprägt ist, nie im Ausland gelebt zu haben. David Frogier de Ponlevoy machte meiner Ansicht nach zurecht darauf aufmerksam, dass man vom Ausland aus bewusst-unbewusst eine Neu-Kalibrierung des eigenen Verständnisses von Deutschland und auch sich selbst vornimmt, was vermutlich mit dem durch den Umzug ins Ausland bedingten Perspektivwechsel zu tun haben dürfte. Mit anderen Worten: Sobald man mal eine Weile von der Seitenlinie aus zugesehen hat, was in Deutschland passiert, wird einem nicht nur sehr bewusst, wie stark man von der eigenen Geschichte in Deutschland geformt wurde, sondern dass in Deutschland auch längst nicht alles so schlecht ist, wie man lange dachte. Für mich klang das nachvollziehbar – aber ich habe auch nicht wie David Frogier de Ponlevoy acht Jahre in Vietnam gelebt (@David: Als du davon sprachest, dass du dich in Vietnam sehr wohl mit anderen Deutschen umgeben hast, aber um eine gewisse Sorte von Deutschen einen großen Bogen gemacht hast, hast du dich leider dazu ausgeschwiegen, wer damit gemeint war – magst du das hier nun nachreichen, bitte?).

    Wie auch immer, ich fand diesen Teil von «Es gibt nur einen Mittwoch» ebenfalls nicht besonders gelungen, weil sich meiner Meinung nach die vier Gesprächsteilnehmer bereits im Vorfeld der Diskussion zu wenig bewusst gemacht hatten, worüber g e n a u sie jetzt eigentlich sprechen wollten (schneller Blick nach oben: «identifizieren» vs «prägen») und dass eine solche «Identitätsdiskussion» viel zu komplex ist, um ganz ohne ohne Etablierung eines Referenzrahmens («Wer bin ich?», «Woher komme ich?», «Was hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin?», «Wovon spreche ich überhaupt, wenn ich von Deutschland spreche?» usw.) geführt werden zu können.

    Kurzum, mitunter wurde die Diskussion ein wenig unsauber geführt, was aber nicht bedeutete, dass nicht auch sehr scharfe Beobachtungen angestellt wurden. So fand ich Bastian Roths Überlegungen hinsichtlich eines «neuen Deutschlands», das heutzutage zumindest in den Großstädten wesentlich internationaler als in der Vergangenheit aufgestellt ist, sehr interessant, da ich mir zu diesem Thema noch keinerlei Gedanken gemacht hatte. Ich hoffe aber, dass man in der Zukunft andere Begriffe als «Alman» oder «Kartoffel» für die Deutschen gefunden haben wird, die – wie das z.B. in Kanada (David Frogier de Ponlevoy kennt sich seit seinen Tagen in Montréal auch dort aus) formuliert wird – nicht zu einer «ersichtlichen Minderheit» gehören, was übrigens eine Differenzierung hinsichtlich als unterschiedlich wahrgenommener Personengruppen ist, die, wenn ich mich recht entsinne, in «Es gibt nur einen Mittwoch» nicht gemacht wurde. Dabei ist das doch eine interessante Frage: Lebt es sich als Ausländer anders in Deutschland, wenn man zu einer «nicht ersichtlichen Minderheit» gehört? Vermutlich schon.

    Doch das führt hier zu weit. Anmerken möchte ich noch, dass ich selbst bereits vor Jahren in die Falle «dieser Mittwoch» vs. «nächster Mittwoch» getappt bin, als ich eine ganze Woche (!) zu früh zu einem privaten Termin kam, nur um dann auf dem Absatz kehrtzumachen, kaum dass ich meinen Irrtum erkannt – und ich mich maßlos über mich selbst geärgert – hatte. Seither bin ich mir dieser Problematik in höchstem Maße bewusst, weshalb ich mich nun immer vergewissere, welcher Mittwoch jetzt eigentlich gemeint ist (denn natürlich gibt es nicht nur einen Mittwoch). Übrigens habe ich mich genau wie Axel Goldmann in «Es gibt nur einen Mittwoch» ebenfalls gefragt, ob es sich dabei um ein regionales Phänomen handeln könnte. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, zu welchem Ergebnis ich damals gekommen bin.

    Doch was nehme ich nun aus dieser Folge von drei90 mit? Rudi Völler ist der neue Oliver Bierhoff. Das ist komplett an mir vorbeigegangen. Außerdem nehme ich mit, dass ein gewisser geographischer Abstand dabei helfen kann, mehr von den Dingen wahrzunehmen, die positiv an Deutschland sind. Und schließlich und endlich nehme ich noch mit, dass ich die «Identitätsdiskussion» in dieser Episode extrem «deutsch» fand – OBWOHL ich dieses «Label» eigentlich nicht mag, da es viel zu pauschal ist; aber ich glaube, dieses «Deutsche» war es, was dazu geführt hat, dass ich beim Hören immer wieder den Kopf geschüttelt habe, weil ich mit dem Gesagten nicht einverstanden war. Ich fand diesen Teil wirklich schwierig für mich, auch weil ich, ich betone es noch einmal, nicht wie David Frogier de Ponlevoy acht Jahre in Vietnam gelebt habe.

    Egal. Vielen lieben Dank für diese Folge!

  2. Iwane Matsui sagt:

    Nachtrag.

    Tom Astor zuzuhören hatte etwas davon, Augenzeuge eines Verkehrsunfalls zu sein: Man findet das alles schrecklich, was da passiert, abwenden kann man sich aber auch nicht.

    Vielleicht war «Es gibt nur einen Mittwoch» tatsächlich ein exzellenter Einstand in das Jahr 2023 – es war mal etwas anderes.

    Nochmals vielen lieben Dank dafür.

  3. stadionretter sagt:

    Identitätsstiftend?!?

    Vielleicht ist es die deutscheste Eigenschaft überhaupt sich vom Deutschsein größtmöglich zu distanzieren?

    Vielleicht ist es in 2023 tatsächlich beides möglich, einer alleinstehenden Jahreszahl eine Präposition voranzustellen oder eben nicht? Im Jahre 1994 war das allerdings eher ungewöhnlich.

    A propos 1994, da hat Tom Astor seinen großen Smashhit «Hallo, guten Morgen Deutschland!» aktualisiert und damit gezeigt, dass er mit der Zeit gehen kann. Vielleicht sollte Kunst und Kultur vermehrt im historischen Kontext betrachtet werden?

    Vielleicht sollte Herr Ro/eth*d genau dieses Liedgut sich als Weckton einstellen bis sagen wir mal nächsten Montag, oder übernächsten?

    Vielleicht werde ich bald mal Funfriend, um auch die Informationen hinter der Paywall zu bekommen? Vielleicht auch erst im Mai, wenn die Schwimmbäder wieder uffmache.

    Vielleicht sage ich zu oft vielleicht?

    Vielleicht schreib ich etwas wirr?

    I.d.S. Agree to disagree

  4. David (@ngungonvn) sagt:

    Also zunächst mal kenne ich natürlich den Unterschied zwischen «selben» und «gleichen», gebe aber gerne zu, dass ich im alltäglichen Sprachgebrauch da oft nicht differenziere, vermutlich auch, weil es meist aus dem Kontext heraus verständlich ist (wie dein Beispiel mit dem Trikot ja auch zeigt).

    Was die Deutschen angeht, mit denen ich keinen Kontakt hatte, war das, wenn ich jetzt darüber nachdenke, wohl eher darauf bezogen, dass es logischerweise einfach Menschen gab, mit denen ich nichts anfangen konnte, und ich nicht ihre Nähe gesucht habe «nur weil es Deutsche sind». Wie unschwer zu erahnen habe ich meist mit kreativen, aufgeschlossenen Menschen vermutlich mehr persönliche Berührungspunkte als mit schweigsam konservativen. Hätte es den Typus «ich wandere aus und eröffne ein Restaurant in Südostasien, das wird bestimmt erfolgreich!» in Hanoi gegeben, hätte ich mit denen sicherlich auch keinen Kontakt gewollt, aber den gab es in Hanoi nicht.

    Was die allgemeine Diskussion angeht: Wir hatten das ja offenkundig nicht geplant, insofern ist es logisch, dass die Diskussion teilweise darin unscharf war, worüber wir jetzt diskutieren. Ich finde das auch nicht grundsätzlich schlimm, das haben viele Diskussionen an sich und es ist manchmal sogar vorteilhaft, das dann zu erkennen. Und auch, dass ein Thema zu komplex ist (was, heruntergebrochen, für eigentlich sehr viele Themen gilt), sollte nicht unbedingt ein Hindernisgrund sein, eine Diskussion zu starten. Auch das kann ja eine hilfreiche Erkenntnis sein, oder ein Vorantasten auf dem Weg zu einem gegenseitigen Verständnis.

    Dass die Diskussion insgesamt «sehr deutsch» war, dem würde ich zustimmen, aber das ist auch kein Wunder, schließlich haben sich da auch vier Deutsche unterhalten. 😉 Tatsächlich bekommt man einen sehr anderen Blick auf Deutschland und auch auf die eigene Identität, wenn man einige Zeit außerhalb von Deutschland lebt, aber diese Erkenntnis zu vermitteln an andere, die das so nicht erfahren haben, ist äußerst schwierig. Das hat viel damit zu tun, dass es einfach schwierig ist, all das, was man als «Normalität und Alltag» um sich herum empfindet, als nicht normal und nicht Alltag wahrzunehmen. Über sehr viele Dinge denken wir einfach nicht nach, sie sind so, wie sie sind. Erst wenn man da in ein komplett anderes Umfeld geworfen wird, kann man das überhaupt sinnvoll von außen betrachten.

  5. hosenfritz sagt:

    ich muss zwar zugeben, dass in mir etwas kaputt gegangen ist, nachdem ich vor einigen wochen erfahren habe, dass drei von euch vieren streetfighter 2 nicht kennen, aber trotzdem schön euch nach der winterpause wieder zu hören. allerdings mache ich mir gedanken um axel. 30 mio für skhiri bei einem halben jahr restvertrag? das ist selbst für einen fc fan richtig besorgniserregend.

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