Nr. 274: OM, OL, keine Uhr!

Nr. 274: OM, OL, keine Uhr!

Viele Tore, keine Sieger, beim 3:3 der Eintracht gegen den BVB – aber was waren das denn für seltsame Schiedsrichter-Entscheidungen? Wir sezieren alles ganz genau, erstellen ein Ranking der unverständlichsten Patzer und fragen uns, was uns das zu sagen hat. Außerdem diskutieren wir, ob es sich lohnt, mit einem Trainer abzusteigen, und sind dabei sehr unterschiedlicher Meinung. David entpuppt sich als wahrer Kenner des holländischen Fußballs und nimmt uns schließlich mit nach Frankreich, wo es beim Spiel zwischen Marseille und Lyon zu Gewaltausbrüchen kam.

Wir gratulieren Messi kurz zum Ballon d’Or, aber noch viel mehr den Vertragsverhandlern mit der Ligue 1 zum besten Vertrag des Jahrhunderts. Basti bekommt ausführlich Zeit, um von seinem ersten Tom-Astor-Konzert zu schwärmen. Zum Schluss geht es hinauf in die Berge – und es wird eine triumphale Rückkehr in das Lese-Segment: Wir lernen nicht nur spektakuläre Dinge über Tannenzapfen und Sonnenuhren, sondern werden auch mit Lebensweisheiten überschüttet, hören staunend einem ausgeklügelten Businessplan mit Hund zu und verfolgen Dorothea-Anna bei einer gefährlichen Gratwanderung.

Viel Spaß!


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One Response

  1. Lukas sagt:

    Moin zusammen,
    ich versuche mal ein wenig Licht ins Dunkel um Ajax Amsterdam zu bringen. Kurz zu mir: Mein Vater ist Niederländer und Ajax Fan und so bin auch ich als Kind zu diesem Verein gekommen. Mein letzter Stadionbesuch dort war zwar zu Kinderzeiten aber ich verfolge immernoch möglichst viel, auch wenn Hessen mittlerweile meine Heimat ist.

    Versuchen wir es chronologisch. Der Startpunkt dieses Fiaskos dürfte die Story um Marc Overmars sein. Als langjähriger Sportdirektor formte er zusammen mit Edwin van der Sar ein gut funktionierendes Team. Gut funktionierende Transfers ohne die eigene Jugendarbeit perspektivlos zu machen, ein stetig steigendes Niveau im Kader und stetig wachsende Budgets über einige Saisons kennen ihre beiden Highlights im Euroleague Finale 16/17 (0-2 gegen ManU) und der sagenhaften Championsleague Saison 18/19. Zum ersten Mal überhaupt schaffte es ein Team, dass in der 2. Qualirunde zur CL eingestiegen ist ins Halbfinale. In der Vorrunde holte man 2 Unentschieden gegen die Bayern und dann kam die KO-Phase. Hier wurden Real Madrid und Juventus weggeklatscht mit dem schönsten Fußball den ich von diesem Team je sehen durfte. Ein knappes Ende im Halbfinale gegen Tottenham später stand dennoch die beste Saison seit Dekanden unter dem Strich. Dass danach ein großer Aderlass kam, ist für Ajax nichts unbekanntes aber man hatte es geschafft mit einigen Führungsspielern eine Basis für kommende Teams zu behalten. Dušan Tadić oder Daley Blind würde ich hier einfach mal nennen.

    Nachdem es mich jetzt kurz gerissen hat an schönere Zeiten zu denken möchte ich aber zum Startschuss zur großen Shitshow kommen: Marc Overmars wird im Februar 2022 mit sofortiger Wirkung freigestellt, nachdem bekannt wurde, dass er zahlreiche «unangebrachten Nachrichten» über einen längeren Zeitraum an verschiedene Mitarbeiterinnen verschickt hat. Weiß nicht wie es euch geht, aber alles an dieser Formulierung schreit für mich nach Dick-Pic’s o.Ä.. Wie man auf die Idee kommt, dass könnte Arbeitskolleginnen gefallen, weiß keine Sau, aber gut. Er wurde auf jeden Fall rausgeworfen (zurecht!) und man startete zudem eine interne Untersuchung, die interne Machtstrukturen prüfen sollte, ob solches Verhalten unterstützt oder tolleriert würde. Ausgang der Untersuchung: «nichts genaues weiß man nicht» und Danke für nichts. Aber darum solls hier nicht gehen. Wir haben also einen vakanten Posten als Sportdirektor.

    Hier baute man darauf, dass dies durch das Team Gerry Hamstra und Klaas-Jan Huntelaar ersetzt werden könnte. Hamstra kam ursprünglich vom Ligakonkurrenten SC Heerenveen und Huntelaar machte in dieser Rolle quasi seine ersten Schritte im Fußball auf der anderen Seite der Außenlinie. Während man Hamstra vielleicht etwas das Format absprechen könnte mangelte es Huntelaar definitiv an Erfahrung, um diesen Job adäquat ausfüllen zu können. Zumal wir von einem Klub sprechen, der jeden Sommer seine Leistungsträger ersetzen muss, aber anderes, als es ein Zweitliga Aufsteiger muss. Nämlich das berühmte Regalbrett höher.
    Dazu kommt, dass die beiden nie die volle Kompetenz in ihrem Bereich erhalten haben und Edwin van der Sar alles absegnen musste, was die beiden zur Unterschrift bringen wollten.

    Es folgen 14 lange Monate mit dieser Behelfslösung und neue Phänomene wie Frenkie de Jong oder Matthijs de Ligt bleiben aus. Nachdem Erik Ten Hag ebenfalls zum Ende der Saison 21/22 (wir erinnern uns: Start der Shitshow) ging, wurde er durch seinen alten Co-Trainer Alfred Schreuder ersetzt, der der neuen Mannschaft anfangs noch den bestehenden Schwung bewahren konnte. Dann aber wurde langsam deutlich, dass nach und nach die geholten Spieler nicht mehr zündeten. Einzelne wie Mo Kudus, Jurrien Timber oder Edson Álvarez können noch überzeugen, gingen aber eben auch in gewohnter Vereinstradition spätestens zum Saisonende. Der Mannschaft geht mit Anhalten der Saison gefühlt immer mehr die Luft aus. Platz 3 heißt es am Ende.

    Eine durchwachsene Saison 22/23 die unter John Heitinga beendet wurde liegt also hinter uns und das Grundgerüst der Mannschaft hat an vielen Stellen dringenden Renovierungsbedarf. Nun soll der nach Monate langer Suche endlich gefundene neue Sportdirektor Sven Mislintat den Karren aus dem Dreck ziehen. Mit Surflehrer Attitüde wird der am Anfang zwar von vielen misstrauisch beäugt (wie jeder, der in diesem Verein keine Ajax Vergangenheit hat) aber ein paar Interviews später scheint in der Fanbasis wieder soetwas wie Vertrauen zu entstehen. Die erste große Überraschung aus Mislintats Hut ist der vorgestellte Trainer. Maurice Stijn war zuvor bei Sparta Rotterdam tätig und zeigte dort mit begrenzten Mittel (no disrespect) ansprechenden Fußball. Doch der allgemeine Fan fragte sich natürlich: «Hat der das Format für Ajax Amsterdam?» Dazu später mehr… Über lange Zeit schien die Rückkehr von Peter Bosz der logischste Schritt, da van der Sar und er sich jedoch nach der Saison 16/17 überworfen hatten scheiterte das aber wohl an persönlichen Befindlichkeiten. «Proffesionell»

    Es folgt eine schwierige Transferperiode. Da zuerst Geld reinkommen muss, steht die Mannschaft quasi auf den letzten Drücker, aber in der Außenkommunikation scheint das Team Mislintat/Stijn zusammenzuhalten und die positive Stimmung hält sich. Ja, auch Fragen wie «sind diese Außenverteidiger defensiv gut genug?» oder «warum haben wir immer noch keinen Rechtsaußen?» halten sich hartnäckig, aber wenn diese Surferlocken dich einmal anlächeln scheint alles unter Kontrolle. Am Ende der Transferperiode stehen Ausgaben von über 100 Mio€ (absoluter Wahnsinn für einen Klub wie Ajax). Aber das Projekt Rebuild ist angenommen worden und so geht es in die Saison.

    Und hier wird es schmerzhaft: Die Saisoneröffnung gegen Almelo wird noch 4-1 gewonnen (das war im August), dann kommen noch 2 Unentschieden und ab da wurden Niederlagen gesammelt. Die Mannschaft zeigte bei kleinsten Rückschlägen komplette Verunsicherung und die Führungsspieler, die es in solchen Situationen braucht waren nicht mehr da. Einen absoluten Tiefpunkt stellt das 0-4 gegen Feyennoord im eigenen Stadion dar. Das Team zeigte gar nichts. Der Trainer war mittlerweile von so ziemlich allen als überfordert abgestempelt und der Erzrivale führt dich im eigenen Stadion vor, ohne sich dabei wirklich Mühe geben zu müssen. Nach wiederholten Pyro-Elementen auf dem Rasen wurde das spiel abgebrochen und die übrigen 30 Minuten wurden Tage später vor leeren Rängen zu Ende gespielt.

    In dieser Niederlagenserie kippte auch die Beziehung zwischen Stijn und Mislintat. Der Trainer sprach den neuen Spielern in Interviews die Qualität ab und wechselte lieber Jugendspieler ein. «Professionell».
    Einen mutmaßlichen Interessenkonflikt beim Transfer von Sosa (Sosa’s Management ist in Mislintats Firma investiert) später musste Mislintat seinen Hut nehmen. Mislintat soll zudem im Umgang intern nicht mehr tragbar gewesen sein, die entspannte Urlaubs-Sven Version brachte er offenbar nur bei Interviews mit. Viele Fans waren noch irritiert, warum Stijn noch sitzen bleiben durfte, dass hatte dann aber auch wenig später ein Ende.

    Kommen wir jetzt also zur Bestandsaufnahme: Wie schlimm ist das alles wirklich? Mit John van’t Schip hat ein Altspieler die Mannschaft übernommen. Der Mann ist unisono von Verein und Fans ziemlich alternativlos gewesen, von dieser Seite, sollte man also erstmal Ruhe haben. Die großen Topspiele der Hinrunde gegen Rotterdam, Eindhoven und Alkmaar sind in der großen Apokalypse schon gespielt, also auch hier ist nun etwas Luft zum Atmen vorhanden. Im ersten Pflichtspiel unter dem neuen Trainer wurde im Nachholspiel gegen Volendam mit 2-0 gewonnen und hier waren tatsächlich auch wieder soetwas wie Spielzüge und Einsatz zu erkennen. Ja, defensiv war es oft noch wackelig, aber wie soll es auch anders sein, wenn du auf Platz 18 stehst und sich die gesamte niederländische Fußballwelt über dich das Maul zerreißt. Man steht wieder mit Platz 15 über dem Strich und hat weiterhin ein Nachholspiel ausstehen.
    Wenn jetzt noch vielversprechende Ankäufe wie Josip Sutalo die Möglichkeit bekommen Selbstvertrauen aufzubauen glaube ich persönlich doch stark an die Möglichkeit, dass diese Saison zumindet noch «schlecht» werden kann. «Katastrophal» haben wir jetzt lange genug gesehen, da hab ich keinen Bock mehr drauf.

    Diesen viel zu langen Beitrag hab ich jetzt auch mehr für mich geschrieben… Geil diesen Dreck mal irgendwo loswerden zu können. Herrliches Gefühl…
    Wij zijn Ajax. Wij zijn de beste.

    Viele Grüße Lukas

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